Die Arbeit im Homeoffice kann selbst unter den besten Umständen verunsichernd sein. Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich arbeite seit der letzten Jahrhundertwende im Außendienst – und das fühlt sich jetzt wie eine Ewigkeit an. Aber es ist auch ein großes Privileg, das uns alle besser im Beruf und vielleicht auch zu besseren Menschen macht.
Denn Wandel schafft Chancen. Das Arbeiten im Homeoffice ist mit einer steilen Lernkurve verbunden, insbesondere, wenn es eine ganz neue Erfahrung ist. Diejenigen, die in dieser neuen Normalität auch die Chance sehen, sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln, werden letztlich gestärkt aus der Krise hervorgehen.
Die Pandemie verlangt uns allen viel ab. Aber das Leben kann sich als besonders schwierig erweisen, wenn wir unter unserem wahren Potenzial bleiben. Es gibt zahlreiche Beispiele: Die Menschen leiden unter Burn-out oder verharren in der Mitte ihrer Karriere in der allzu bequemen Komfortzone. Meiner Erfahrung nach kann das schon bald zu einem Schneeballeffekt führen, denn es ist viel schwieriger, in Gang zu kommen, als in Gang zu bleiben. Und Tatsache ist, dass sowohl Sie als auch Ihr Arbeitgeber Nachteile haben, wenn Sie sich nicht weiterbilden oder in Ihrer Karriere feststecken.
Wenn also Berufstätige und Unternehmen gleichermaßen unter fehlender Dynamik leiden, wie schaffen Sie es, trotz der Arbeit im Homeoffice mit der richtigen Portion Elan voranzukommen? Das Erfolgsrezept ist, sich von einem „Fixed Mindset“ (statisches Selbstbild) zu lösen und stattdessen ein „Growth Mindset“ (dynamisches Selbstbild) zu entwickeln und den Moment des Wandels als Antrieb für die persönliche Entwicklung zu nutzen.
Diese Ideen stammen von Carol Dweck, Professorin für Psychologie an der Stanford University in Kalifornien. Sie hat erforscht, wie sich unser Selbstbild auf unser Verhalten auswirkt. Menschen mit einem statischen Selbstbild gehen davon aus, dass ihr Charakter und ihre Fähigkeiten angeboren und daher größtenteils unveränderlich und unbeeinflussbar sind. Menschen mit einem dynamischen Selbstbild dagegen suchen Herausforderungen und gehen auch mal Risiken ein. Sie sehen Fehler als Chancen und Wegweiser auf ihrem Weg – nicht als Niederlagen.
Unser Selbstbild spielt eine größere Rolle, als wir vielleicht denken. Studien haben gezeigt, dass diese beiden Selbstbilder starken Einfluss auf unser alltägliches Verhalten, unsere Fähigkeit zur Freude und sogar auf Erfolg oder Scheitern im Beruf oder Privatleben haben. Um über uns hinaus zu wachsen, müssen wir unsere flexible Denkweise stärken, denn Menschen mit einem dynamischen Selbstbild sind zufriedener und erfolgreicher.
Mein Patentrezept besteht darin, mich einer Herausforderung zu stellen, die ich bewältigen kann. Die Fitnesscenter sind geschlossen, aber das ist keine Ausrede. Ich kann die durch den Wegfall des Pendelns gewonnene Zeit nutzen, um täglich 30 Minuten auf dem Rudergerät zu trainieren. Hinzu kommt, dass ich derzeit nicht mit meinem Volleyballteam spielen kann. Aber wir treffen uns wöchentlich, um Lebensmittelpakete an Bedürftige zu verteilen, und können so als Team zusammen etwas Gutes bewirken. Und der Gemeinschaft etwas zurückzugeben tut der persönlichen Weiterentwicklung gut
Das Verlassen der Komfortzone bei der Arbeit kann mit einem kleinen Schritt beginnen, etwa der Wechsel zur Cloud-Technologie, statt Dateien manuell zu speichern. Wenn man gewohnte Pfade verlässt, macht man neue Erfahrungen und gewinnt neue Fähigkeiten, und das fördert die persönliche Entwicklung und kann die Zufriedenheit nachhaltig steigern. Ich persönlich war überrascht, wie (sozial distanzierte) Messaging-Plattformen die Kommunikation zwischen den Teams im Unternehmen sogar noch verbessern können, weil jeder ansprechbar und erreichbar ist, egal, in welchem Teil der Welt er sich gerade befindet.
Ich bin geschäftlich viel unterwegs und kann nur bestätigen, dass neue Arbeitsweisen auch immer bessere Arbeitsmöglichkeiten eröffnen – man muss sie nur finden. Viel Erfolg!